Irrtum
Durch den Einsatz der Stöcke und den Wegfall der Flugphase wie beim Joggen stellt Nordic Walking ein sehr gelenkschonendes Training dar.
Wahrheit
Aber woher kommt eigentlich die Behauptung, dass Nordic Walking so gelenkschonend ist? Das ist ein Mythos, der sich seit vielen Jahren hartnäckig hält und wesentlich zum Erfolg des Nordic Walkings beigetragen hat. Hier haben die PR-Strategien der Firmen ganze Arbeit geleistet, denn wissenschaftlich exakt bewiesen worden ist das nie. Ganz im Gegenteil! Die Technik des Nordic Walkings wurde ursprünglich in Finnland als Sommertraining für Skilangläufer entwickelt. Nordic Walking ist eine der weit verbreitesten Ausdauersportarten und ist gekennzeichnet durch einen zyklischen Bewegungsablauf. Der Bewegungsablauf ist ähnlich wie bei Skilanglauf, bei dem die Vorwärtsbewegung der Beine mit der diagonalen Bewegung der Arme und dem Einsatz von zwei Stöcken durchgeführt wird. Wenn das linke Bein vorne ist, sollte der rechte Arm vorne sein und umgekehrt. Dabei ist der Oberkörper aufrecht, die Schultern sind locker und die Füße zeigen gerade nach vorne. Dabei führt man sehr große Schritte aus und stößt sich aktiv mit dem schräg aufgesetzten Stock kräftig ab. Der Stock wird nah am Körper eingesetzt und die Arme werden lang und gestreckt nach vorne geführt. Dabei ist zu beachten, dass die Stöcke nicht vor dem Körper, sondern schräg nach hinten eingesetzt werden, wodurch man einen größeren Schub nach vorne erfährt. Der Stock wird nicht fest umschlossen, die Hände sollen nur leicht geöffnet werden. Lediglich beim Aufsetzen des Stocks erfolgt ein kurzes Zugreifen.
Das Nordic Walking ist gekennzeichnet durch zwei Kraftspitzen: die erste beim Aufsetzen der Ferse und die zweite beim Abstoßen. Einer aktuellen Studie zu folge ist das Aufsetzen der Ferse beim Nordic Walking zwischen 15 und 20 Prozent stärker als bei normalen Walken und beim Joggen, da der Schritt deutlich grösser ausgeführt wird. Beim Joggen wird die Ferse in einem recht flachen Winkel aufgesetzt, beim Nordic Walking hingegen ist dieser bei weitem größer. Dies führt dazu, dass die aufgebrachte Kraft am Boden größer wird, wodurch die Ferse härter aufprallt, als die eines Joggers. Der Grund dafür ist der lange nach vorne gezogener Schritt. Schon ein einige Zentimeter kleinerer Schritt, kann die Belastung verringern und das Knie ist in der Lage den Stoß abzufedern, aber dann ist es kein „richtiges Nordic Walking“ mehr.
Nichts desto trotz erfahren die Gelenke durch diese „dynamische“ Bewegungsform – unabhängig davon, wie die Bewegung ausgeführt wird, keine Entlastung, sondern eine zusätzliche Beanspruchung. Diese ist aber überhaupt nicht problematisch, da Gelenke dies ohne Probleme überstehen und sogar benötigen. Gelenke passen sich sogar positiv an Belastungen an. Denn Gelenke und besonders Knochen und Knorpel brauchen Beanspruchung, um ernährt zu werden und sich zu entwickeln. Also, keine Angst vor Gelenkbeanspruchung. Schonung ist für Gelenke das Schlimmste, was ihnen passieren kann. Welche Sportart, ob Walken, Joggen oder Nordic Walking sich für wen eignet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei Menschen mit Schultergelenksproblemen oder sogar Arthrose, ist Nordic Walking jedoch nicht ratsam.
Auch wenn der Mythos also nicht stimmt, ist es ratsam, so weiter zu machen. Dabei ist es vor allem wichtig, die korrekte Technik anzuwenden. Denn jede Bewegung ist besser als keine Bewegung.
Fazit
Gelenke brauchen keine Schonung, sondern Bewegungsreize um bestmöglich versorgt zu werden!
Herzliche Grüße,
Ihr Ingo Froboese
Center TV, 01.01.2010
